Theologe, Chefdiplomat und Europäer

Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord diente sechs französischen Regierungen als Außenminister

Benedikt Vallendar

Paris / München – Wer glaubt, nur mit Jura ließe sich in der Politik Karriere machen, der irrt. Das wohl berühmteste Beispiel der Geschichte ist Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord (1754-1838), der nach Ausbruch der Französischen Revolution sechs Regierungen erfolgreich als Außenminister diente. Von Haus aus war Talleyrand katholischer Priester, bevor ihn die Wogen der Revolution in die Niederungen der Politik spülten. In seiner beeindruckenden Biografie zeichnet Johannes Willms die wichtigsten Etappen im Leben Talleyrands nach. Talleyrand hatte etwas von einem Chamäleon, das sich immer neuen Herren geschickt anzudienen vermochte. Sein wohl größter, außenpolitischer Coup war die Vertretung Frankreichs beim Wiener Kongress 1815, wo er sein Land, obwohl als Verlierer dastehend, vor Gebietsabtretungen bewahren konnte.  Mit Napoleon, der seine Fähigkeiten schätzte, verband ihn eine Hass-Liebe, da Talleyrand schon frühzeitig die Gefahren der aggressiven Expansionspolitik des korsischen Kaisers sah und in Europa auf Ausgleich statt Konfrontation setzte. Viele Historiker halten Talleyrand daher auch für einen wichtigen Vordenker der heutigen Europäischen Union.

Johannes Willms
Talleyrand. Virtuose der Macht 1754-1838
Eine Biographie
1.Auflage in der Beck`schen Reihe 2013, 384 Seiten m. 24 Abb., Broschiert
14,95 Euro, Verlag C.H. Beck München 2013

Veröffentlicht von on Feb 18th, 2013 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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