Die wunderbaren Mazzy Star mit ihrem neuen Werk “Seasons of Your Day“
Thomas Claer
Was sind schon gut anderthalb Jahrzehnte Pause für eine Band wie Mazzy Star, deren Songs, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, für die Ewigkeit gemacht sind. Richtig aufgelöst hatten sie sich zwar nie, doch glaubte angesichts der langen Funkstille nach ihren drei großartigen Alben aus den 90ern lange Zeit niemand mehr an eine Fortsetzung ihres Schaffens. Seit ihrer Gründung im Jahr 1989 aus den Trümmern der kalifornischen Indie-Legende Opal, als die damals noch sehr junge Sängerin Hope Sandoval anstelle der ebenfalls durchaus bezaubernden Kendra Smith die Frau an der musikalischen Seite des Gitarristen David Roback wurde, waren Mazzy Star die amerikanische Neo-Psychedelic-Folk-Band schlechthin. Manche nannten ihre Leichtigkeit und Schwere auf geheimnisvolle Weise miteinander verbindende Musik damals auch Dream Pop.
Und jetzt, nach geschlagenen 17 Jahren, sind sie also tatsächlich mit einem neuen Album in alter Bandbesetzung wieder da. Irgendwelche Presseerklärungen oder Gründe für die lange Abstinenz? Fehlanzeige. Nun ja, schon 2009 hatte Hope Sandoval in einem Interview der entzückten Fangemeinde verraten, dass eine neue Mazzy Star-Platte bereits so gut wie im Kasten sei. Aber auf die vier Jahre bis zur endgültigen Fertigstellung kam es dann offenbar auch nicht mehr an. Der Faktor Zeit ist bei dieser Band ganz nebensächlich. Alles an Mazzy Star ist gewissermaßen slow motion. Berühmt geworden sind ihre frühen Interviews, in denen sie zu den Fragen der Journalisten manchmal minutenlang schwiegen, um dann doch noch einsilbig zu antworten. Aber zurück zum neuen Album: Optisch hat sich bei den beiden Haupt-Protagonisten nicht allzu viel verändert. Na gut, David Roback hat eine mächtige Geheimratsecke bekommen, aber Hope Sandoval sieht mit ihren 47 Jahren, zumindest auf den Bildern, noch immer aus wie ein junges Mädchen, ihre Stimme klingt ebenfalls vollkommen unverändert, so wie auch David Robacks Gitarrenspiel. Überhaupt ist bei Ihnen in musikalischer Hinsicht – was allerdings auch niemanden überraschen wird – nahezu alles beim Alten geblieben. Und das bedeutet: Vom ersten bis zum letzten Song sind diese zehn Lieder – jedes auf seine Weise – beinahe vollendet. (Allenfalls über die Orgel im Auftaktstück kann man geteilter Meinung sein.) Eine solch profunde Melancholie hat man selten gehört. Mazzy Star sind und bleiben in jeder Hinsicht etwas ganz Besonderes. Das Urteil lautet: gut (14 Punkte).
Mazzy Star
Seasons of Your Day
Rhymes of An Hour (Rough Trade) 2013
ASIN: B00DYEBM3I
PS: Hier noch ein sehr schöner Live-Auftritt von 1994!