Justament-Klassiker: Alexas Tagebuch, Februar 2005
Das geheime Tagebuch einer Ex-Referendarin
Liebes Tagebuch,
Referendare und Arbeitsamt – das passt einfach nicht zusammen. Dass knapp 200 hungrige Mäuler plötzlich das Wartezimmer sprengen, das ist einfach zu viel des Guten. Da wird zu Beginn lieber erst mal der geringstmögliche Satz gewährt. In der Geschäftsstelle Berlin-Pankow reicht zur Korrektur ein Anruf, in Mitte muss Widerspruch eingelegt werden. Aber das – immerhin – haben wir im Referendariat ja gelernt.
Womit habe ich das verdient? Dass ich mich durch vier Jahre Studium und zwei Jahre Referendariat gequält habe, dass ich beide Staatsexamina gleich auf Anhieb bestanden habe, hilft mir jedenfalls gar nichts. Ich muss zum „Profiling“, einer Veranstaltung des Arbeitsamtes, und wie ein Schulkind Fragen beantworten, zum Beispiel wie viele Mitarbeiter die Agentur für Arbeit wohl hat (es sind 100.000…). Ich muss dort auch meine Stärken und Schwächen definieren und mir beibringen lassen, wie man die Sekretärin überlistet, damit man gleich am Ohr des Anwalts landet.
Die letzte Posse in diesem Theater: Ich bin umgezogen. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Nicht so für das Arbeitsamt. Das Arbeitsamt macht mich fertig. Erst mal habe ich mich nicht rechtzeitig umgemeldet. Dazu bin ich aber nach dem Sozialgesetzbuch verpflichtet. Für zehn Tage ist mir das Geld schon mal flöten gegangen. Ich musste außerdem einen ganz neuen Antrag stellen. Einen so genannten Fortzahlungsantrag. Es ist nämlich nicht möglich, meine Akte von Mitte einfach nach Pankow zu schicken und weiter zu machen wie zuvor. Nein: Ein neuer Antrag muss her. Den habe ich auch abgegeben. Leider ist er verloren gegangen. Irgendwo im Gebäude, zwischen der Pförtner-Loge und dem 5. Stock, der Hochschulabteilung. Im Übrigen kann mein in Mitte erfolgreich eingelegter Widerspruch gegen zu niedrige Bezüge diesen Monat vom Bezirk Pankow noch nicht berücksichtigt werden.
Früher habe ich nur mit der Referendarabteilung gekämpft. Gegen das, was ich jetzt mit der Agentur für Arbeit erlebe, war das ein Zuckerschlecken. Entschuldigt, alle Mitarbeiter am Berliner Kammergericht. Ich habe Euch Unrecht getan. Ich will zurück…
Deine Alexa