Das tiefschwarze Album

Nick Cave auf „Skeleton Tree“

Thomas Claer

Der gute Nick Cave hat über die Jahre schon so manche Höhen und Tiefen durchschritten. Als die Platten seiner „Bad Seeds“ in den Nullerjahren immer langweiliger zu werden drohten, erfand er als Nebenprojekt kurzerhand „Grinderman“, eine Band, die letztlich auch nur aus Musikern der „Bad Seeds“ bestand, dafür aber einen infernalischen Garagenrock spielte, der an Nick Caves erste Band aus den frühen Achtzigern, die legendäre Birthday Party, erinnerte. Der herausragende Song der Grindermänner war der „No Pussy Blues“… Inzwischen ist dieses Kapitel aber längst schon wieder abgeschlossen. Nick Cave konzentriert sich voll und ganz auf seine „Bad Seeds“ und spielt mit ihnen langsamer, leiser und minimalistischer als jemals zuvor. Mit dem allerorts hochgelobten Vorgängeralbum „Push the Sky away“ (2013) hatte die düstere Combo einen unerwarteten Höhepunkt ihres Schaffens erreicht.
Nun also der Nachfolger „Skeleton Tree“, der sich in einem pechschwarzen Steckcover präsentiert. Unmöglich, dieser Platte gerecht zu werden, ohne den traurigen Hintergrund zu berücksichtigen: Nick Cave hat während der Aufnahmen seinen Sohn verloren, der tragisch verunglückt ist. Das ganze Album wirkt tieftraurig. Noch reduzierter geht es kaum. Ein einziges Jammern und Wehklagen mit karger instrumenteller Begleitung. Muss man oder kann man das gut finden? Das wird wohl entscheidend von der Stimmungslage und der augenblicklichen Befindlichkeit des Hörers abhängen. Der Rezensent muss zugeben, diese CD beim ersten Hören (und auch noch beim zweiten und dritten) als etwas lahm empfunden zu haben. Später hingegen, in eher gedrückter Stimmung, hat er sie als durchaus beeindruckend wahrgenommen. Möge jeder selbst urteilen. Unser Votum jedenfalls lautet: voll befriedigend (10 Punkte).

Nick Cave and The Bad Seeds
Skeleton Tree
Bad Seed Ltd. 2016
ASIN: B01LW08ARQ

Veröffentlicht von on Feb 6th, 2017 und gespeichert unter SCHEIBEN VOR GERICHT. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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