Machtstreben – kann man das aktuell positiv verkaufen?

Carmen Schön zeigt in ihrem Ratgeber, wie man Macht aufbaut, um seine beruflichen Ziele zu erreichen

Katharina Mohr

Der Lexxion Verlag, in dem die justament erscheint, hob Anfang der 2000er Jahre eine Zeitschrift für den Rechtsanwalt aus der Taufe: Management und Computer in der Anwaltskanzlei – kurz MC. In einer der ersten Ausgaben schrieb Chefredakteur Fritz Neske in seinem Editorial: „Wenn wir Macht bekommen, geschieht etwas mit uns. Wenn es gut geht, behält die helle Seite unserer Seele die Oberhand und wir verwenden die Macht im Sinne dessen, wovon wir wissen, dass es richtig ist. Leider vernebelt die Macht meist die Einsichtsfähigkeit und heraus kommen korrumpierte Handlungsweisen.“ Damit war das ganze „Malheur“ der Macht schon umrissen. Wie aktuell ist dies gerade jetzt! Das Verhalten so manches Machthabers regt nicht unbedingt dazu an, Macht als etwas Gutes zu betrachten. Das macht aber gerade jetzt den Reiz des Ratgebers aus.
Denn die Managementberaterin und Trainerin Carmen Schön tritt in ihrem kleinen Büchlein „Macht aufbauen und behalten“ an, die positiven Seiten der Macht zu zeigen und uns Leser damit zu motivieren, Macht auf- und auszubauen. Die Macht soll als Mittel zum Zweck dienen, um die eigenen Ziele besser durchzusetzen und damit ein zufriedenerer Mensch zu werden. Es geht also nicht darum, sich Macht zu verschaffen, um andere zu manipulieren. Im Fokus steht vielmehr Verwirklichung der persönlichen (beruflichen) Wünsche – mehr Verantwortung, mehr Gestaltungsräume, mehr Einfluss, mehr Freiheit. Der Schwerpunkt des Ratgebers widmet sich den Machtstrategien, also der Frage, wie man seine Macht ausbauen kann. Die darin enthaltenen Tipps zu Körpersprache, Stimmführung und Verhalten in der Gruppe sind nicht neu. Aber sie sind gut. Eingängig sind die praktischen Beispiele, mit denen die Autorin ihren theoretischen Ansatz verdeutlicht. Der Guide zur Macht schließt mit dem Appell, mit der errungen Macht und Verantwortung gut umzugehen. Das liest sich trivial. Das Buch ist aber keine philosophische Abhandlung über die Schattenseiten der Macht, sondern ein „how-to“-Ratgeber, der seine Botschaften kurz und knackig rüberbringt. Dazu passt auch das kurze Schlusswort zum richtigen Umgang mit der Macht.
Noch einmal zurück zur MC: Die ersten paar Ausgaben des Magazins waren zugleich auch die letzten. Die Zeitschrift hielt sich knapp zwei Jahre. Leider hatten wir (ich gehörte zur Redaktion) damals nicht die Macht, den Anzeigenmarkt zu unseren Gunsten zu beeinflussen. Zu wenig Einnahmen über Werbung bedeuteten schließlich das Aus für das Magazin. Macht gehabt zu haben, wäre auch in diesem Fall also eine richtig gute Sache gewesen.

Carmen Schön, Macht aufbauen und behalten, Freiburg 2016, 128 S., 7,95 Euro (ISBN 978-3-648-08997-2) (mit Zugang zu den Haufe TaschenGuide Downloads zu „Management und Führung“ u. a.)

Veröffentlicht von on Feb 20th, 2017 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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