Maike Rosa Vogel auf ihrem fünften Album „Alles was ich will“
Thomas Claer
Bei Maike Rosa Vogel ist eigentlich alles wie immer. Mit dem ersten Song ihres neuen Albums, „Es ist ganz leicht“, geht es ja schon los… Wieder einmal werden Behauptungen fern jeder Empirie losgetreten, wonach alle Menschen einfach nur möglichst viel miteinander teilen müssten, um glücklich zu sein, und zur Erfüllung einfach nur mehr lieben sollten, statt einander zu hassen. (Warum tun die Menschen dann aber so oft genau das Gegenteil, wenn es angeblich so einfach ist?) Wohl jedem und jeder anderen, der oder die so etwas sänge oder sagte, würde man ein beträchtliches Maß an Naivität oder, schlimmer noch, an Verlogenheit bescheinigen. Doch es ist seltsam: Kommen solche Worte aus Maike Rosa Vogels schönem Mund, werden sie von ihrer warmen, trotzigen Mädchenstimme mit Inbrunst in die Welt geschleudert, wird auf der Stelle all das Fragwürdige und Bedenkliche wahr und richtig. Und es besteht ja auch kein Zweifel daran: In einer Welt aus lauter Maike Rosa Vogels gäbe es alle diese schrecklichen Dinge nicht mehr, die uns tagtäglich das Leben zur Hölle machen. Kurz gesagt, auf einer intellektuellen Ebene ist dieser Songwriterin also keineswegs beizukommen. Vielmehr ist auch „Alles was ich will“, ihr mittlerweile fünftes Album, das wie die Vorgänger-CD im Eigenverlag erschienen ist, eine Ausgeburt an feuriger Emotionalität. Man wird sie dafür lieben oder hassen. Wir haben uns natürlich längst entschieden… Auch musikalisch kann das neue Album trotz seines erkennbar spartanischen Herstellungsverfahrens (auf eine Band wird ganz verzichtet) ohne weiteres mit den vorzüglichen Maike-Scheiben der vergangenen Jahre mithalten. Im weiteren Verlauf der Platte finden sich auch diesmal wieder grandiose Popsongs wie „Liebe geht nie“ oder die Lokal-Hymne „Wirklich in Berlin“. Und besonders gelungen sind nicht zuletzt einige sehr melancholische Stücke. Auch wie Maikes lyrisches Alter Ego über seine Ängste und Paranoia berichtet, ist großartig.
Nun könnte man sich allerdings die Frage stellen, wie lange diese, wie soll man sagen?, diese Masche mit dem doch sehr jugendlich anmutenden Charme dieser Künstlerin so noch funktionieren wird. Immerhin wird sie demnächst schon ihr viertes Lebensjahrzehnt vollenden, was zwar noch kein Alter ist, und andere sind in noch weit fortgeschritteneren Jahren noch viel infantiler. Aber wird nicht diese Mädchen-Nummer irgendwann doch an ihre Grenzen stoßen? Doch auch darauf hat Maike Rosa Vogel auf dieser Platte eine überzeugende Antwort: „Jedes Mädchen kann sein wie Yoko Ono“ heißt ein Song, der schon mal klarstellt, wer die Vorbilder sind. Und der Umkehrschluss gilt hier natürlich erst recht: Jede Künstlerin (und warum nicht gleich jeder Mensch?) darf und soll so naiv und kindisch sein, wie sie oder er es für richtig hält, notfalls auch noch mit weit über 80 wie Yoko Ono. Unser Urteil lautet auch diesmal: voll befriedigend (12 Punkte).
Maike Rosa Vogel
Alles was ich will
Eigenvertrieb 2017
www.maikerosavogel.com