Die Essenz von Buffett

Die Essays von Warren Buffett und das Value-Investing nach Schwalm

Patrick Mensel

Das heutige Value-Investing ist eine Weiterentwicklung des in den 40er Jahren von Benjamin Graham, seines Zeichens Wirtschaftswissenschaftler und Investor, erstmals formulierten Anlage-Stils. Sein prominentester Vertreter Warren Buffett hat maßgeblich zu dieser Weiterentwicklung beigetragen. Value-Investing bedeutet Langfristigkeit, Geduld, viel Lektüre und den Mut, gegen den oft launenhaften Finanzstrom zu schwimmen. Vielleicht ist dieser Investmentansatz deshalb nie zu einer Massenbewegung geworden – auch nicht unter professionellen Anlegern. Zu Unrecht. Zwei Werke aus dem Finanzbuchverlag, beide in diesem Jahr erschienen, könnten für private Anleger einen guten Einstieg in die Materie bieten.
Die erste Lektüre sollte „Einfach investieren. Grundlagen des Value Investing“ des Finanzanalysten Till Schwalm sein. Das in drei Teile gegliederte, übersichtliche Werk führt in die Grundlagen des Investierens, in die möglichen Vorgehensweisen und in die Analysestrategien ein. Die jeweiligen Unterkapitel sind kurz gehalten und umfassen selten mehr als fünf Seiten. Pointiert handeln sie die jeweilige Thematik anhand anschaulicher Beispiele ab. Grau hinterlegte mit ‚Schlüsselpunkte‘ betitelte Kästchen fassen nach jedem Unterkapitel noch einmal in wenigen Sätzen die Quintessenz zusammen. Schemata, Tabellen oder Formeln werden sparsam und sinnvoll eingesetzt und sind kein Selbstzweck wie leider in vielen anderen Finanzwerken.
Als ebenso klar gegliedert erweisen sich „Die Essays“ von Warren Buffett. Nach einer 40seitigen Einführung in den ‚Buffett-Kosmos‘ durch den Herausgeber Lawrence A. Cunningham, Professor für Rechtswissenschaften in New York, in der er u. a. die Themen ‚Unternehmensführung‘, ‚Stammaktien‘, ‚Fusionen und Übernahmen‘ sowie ‚Besteuerung‘ abhandelt, kommt die große Investmentlegende selbst zu Wort. Seine Ausführungen sind sinnvollerweise in dieselben acht Kapitel gegliedert, in die Cunningham eingeführt hat. Es handelt sich um Auszüge aus seinen Briefen an die Aktionäre der weltbekannten Firma Berkshire Hathaway, die 2015 ihr 50jähriges Jubiläum feierte. Damit diese Briefe ein organisches Ganzes ergeben, hat Cunningham sie den genannten Kapiteln entsprechend angeordnet. Das Ergebnis liest sich wie ein zusammenhängendes, äußerst kluges und ungemein informatives Werk zur Investitions- und Unternehmensphilosophie von Buffett und seinem jahrzehntelangen Geschäftspartner Charlie Munger.

Sowohl „Einfach investieren“ als auch „Die Essays“ zeichnen sich durch einen klaren, prägnanten Stil aus, der Weitschweifigkeiten meidet und präzise auf den Punkt kommt. Sehr benutzerfreundlich sind bei Buffett das ausführliche Stichwortregister und das kurze Glossar, zwei Dinge, die bei Schwalm leider fehlen.

Nach der Lektüre beider Bücher hat man keinen ‚Fahrplan‘ an der Hand, dem man blind folgen könnte, nein, der künftige Value-Investor wird vielmehr dazu angeregt, seinen eigenen Value-Ansatz zu finden. Einfaches Kopieren der Erfolgsrezepte anderer wäre zum Scheitern verurteilt und würde in keiner Weise diesem ebenso simplen – nicht einfachen – wie genialen Investmentansatz gerecht werden.

Warren Buffett, Lawrence A. Cunningham
Die Essays von Warren Buffett
Die wichtigsten Lektionen für Investoren und Unternehmer
FinanzBuch Verlag
Hardcover, 416 Seiten
April 2018
ISBN: 978-3-95972-003-8
34,99 €

Till Schwalm
Einfach investieren
Grundlagen des Value Investing
FinanzBuch Verlag
Hardcover, 224 Seiten
April 2018
ISBN: 978-3-95972-109-7
19,99 €

Veröffentlicht von on Sep. 3rd, 2018 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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