Starke Persönlichkeit

Die Erinnerungen der Strafverteidigerin Leonore Gottschalk-Solger

Anna Buchenkova

lit-anna-buchenkova-cover-strafverteidigerinIm März 2009 ist das Buch der berühmten Strafverteidigerin Leonore Gottschalk-Solger erschienen. Leonore Gottschalk-Solger ist „Die Strafverteidigerin“. Bereits seit 40 Jahren übt sie ihren Beruf aus. Dabei vertritt sei vornehmlich Schwerstkriminelle. Zu ihren ständigen Mandanten gehören Mörder, Totschläger, Bankräuber, Erpresser, die Bosse der berühmten Zuhälter-Gruppierungen auf dem Hamburger Kiez.

Die Anwältin verteidigte Ausbrechkönig Rubinke, dem es gelang, achtmal aus dem Hamburger Gefängnis „Santa Fu“ auszubrechen. Spektakulär war auch der Fall des sog. „Säuremörders von Rahlstedt“, der zwei Frauen getötet und ihre Leichen in Salzsäure aufgelöst hatte. Die Strafverteidigerin hat auch Jürgen Harksen verteidigt. Er ist ein betrügerisches Schlitzohr, das wohlhabende Hamburger um viele Millionen erleichterte mit dem Versprechen, ihnen bis zu 1300 Prozent Rendite zu zahlen. Zuletzt machte die Anwältin von sich reden, weil sie in Rostock Michael F. vertrat. Er hatte die Liechtensteiner Landesbank um neun Millionen für die Herausgabe von gestohlenen Kontoauszügen erpresst.

Bei der Verteidigung ihrer Mandanten geht es für die Anwältin um das Verstehen, wie es zu einer Tat kommen konnte. „Das Wichtigste ist, dass man den Menschen vertraut. Man muss sich in jeden Menschen hineinversetzen können“, sagt sie. Ihre Tochter Katharina Mosel, ebenfalls Anwältin im Familien- und Erbrecht, soll früher gesagt haben: „Ich muss wohl erst einen Mord begehen, um dich mal zu sehen“. Denn ein 14-stündiger Arbeitstag war im Leben der berühmten Anwältin keine Seltenheit. Aber auch neben ihrer juristischen Tätigkeit war sie immer aktiv. Mit ein paar Kollegen gründete die Anwältin, unter anderem, die heute noch bestehende Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger e.V., um die Kenntnisse und Erfahrungen mit Kollegen auszutauschen.

Mehrere Jahre lang war die Strafverteidigerin auch Vorstandsmitglied der Pharma-Firma Medithek und außerdem war sie als Lehrbeauftragte an der Hamburger Uni tätig. Sie verteidigte Mandanten und plädierte nicht nur im Gerichtssaal, sondern auch im Fernsehgericht im ZDF. Beratend unterstützte sie die Produktion der Fernsehserie „Eine Frau für alle Fälle“.

Die Strafverteidigerin ist box- und fußballbegeistert. Als der Fußballverein der Stadt Eisenhüttenstadt juristischen Beistand benötigte, übernahm sie nicht nur diese Aufgabe, sondern wurde für kurze Zeit Vorstandsmitglied des EFC (Eisenhüttenstädter Fußballclubs) Stahl. In ihrem Buch gibt die Anwältin auch intime Einblicke in ihr Privatleben. Zwei gescheiterte Ehen sind vielleicht der Preis für ihre Karriere. Gerade hatte sie sich mit dem Gedanken angefreundet, Single zu sein, da traf sie ihren heutigen Ehemann, die Liebe ihres Lebens. „Er stand mir zur Seite, als ich schwer an Krebs erkrankte“, sagt sie. Leonore Gottschalk-Solger ist eine starke Persönlichkeit. Ihre Beharrlichkeit, Disziplin, positive Grundeinstellung und Fröhlichkeit haben ihr geholfen, „Die Strafverteidigerin“ zu werden.

 
Leonore Gottschalk-Solger mit Anke Gebert
„Die Strafverteidigerin“ – Erinnerungen
Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg 2009
255 Seiten, € 19,90
ISBN 978 3 463 40564 3

Veröffentlicht von on Jan 25th, 2010 und gespeichert unter BESPRECHUNGEN, LITERATUR. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

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