“Die schmutzige Emanzipation – Wie Frauen über Männer an die Macht kommen” von Walter Pohl und Lara Theiss
Marc Nüßen
Bücher von Männern, die sich kritisch mit Ausmaß und Folgen der weiblichen Emanzipation befassen, gibt es viele. Bis auf wenige Ausnahmen – vor allem das hervorragend recherchierte „Who the fuck is Alice?“ von Kay Sokolowsky – sind sie von der Panik der Autoren beseelt, als Mann eines Tages in den Geschichtsbüchern, in der Gesellschaft oder ganz platt in den Redaktionsbüros ihrer Arbeitgeber nicht mehr die Bedeutung zu haben, die ihnen nach eigener Überzeugung aufgrund (des biologischen Zufalls) ihrer Männlichkeit zusteht.
Walter Pohl, laut Buchumschlag fixer Bestandteil des österreichischen Meinungsjournalismus, hat sich sicherheitshalber eine Co-Autorin ins Boot geholt. Genützt hat es nichts. Statt differenziert und gut informiert die im Titel enthaltene Behauptung, Frauen könnten nicht über Leistung, sondern allein „über Männer“ Karriere machen, zu belegen, hagelt es mehr oder weniger prominente Beispiele: Carla Bruni, Sandy Meyer-Wölden, Noemi Letizia, Carina Walz usw. Der Tenor: „Seht mal, wie leicht die es im Leben haben! Wollt Ihr, Männer, Euch das gefallen lassen?“
Kurz vor dem Tiefpunkt, einem 10-Stufen-Karriereratgeber für Frauen (z.B. „1. Kleider bringen Beute“ oder „9. Der Versöhnungstrick“), gibt es um der Seriosität Willen ein Interview mit Alice Schwarzer. Dass diese das Interview nicht gegengelesen haben kann, zeigt folgendes Zitat: „Für mich ist das keine Frage der Scham, sondern eine Frage der Würde. Der Menschenwürde, die ja auch Frauen haben können.“ Das steht da wirklich drin.
Überhaupt überrascht der Sprachduktus des Buches. Oder eben nicht. Unzählige Male wird jugendlichen Karrierefrauen unterstellt, sie verdankten ihren Erfolg ihrer „Jungfräulichkeit“, „Virginität“, „virginalen“ Erscheinung. Wer so schreibt, der trägt auch T-Shirts, auf denen steht: „Ich bin für die Frauenbewegung. Sie muss nur rhythmisch sein…“
Dem Verlag „edition a“, der dieses 200 Seiten starke Flugblatt gedruckt hat, möchte man das Konzept zum nächsten Buch vorschlagen: „Die Kälte am Polar(isier)kreis – Wie Berufsprovokateure Kasse machen“. Neben Kapiteln über Thilo Sarrazin, Matthias Matussek und Henryk M. Broder wäre auch eins für Walter Pohl reserviert.
Walter Pohl/Lara Theiss
“Die schmutzige Emanzipation – Wie Frauen über Männer an die Macht kommen”
edition a, 2009
ISBN 978-3-9900-100-37
202 Seiten
19,95 Euro