Aus dem Tagebuch einer Rechtbald-Referendarin
Liebes Tagebuch!
Isch hab´ Rücken…Das kommt davon, wenn man mit großem Einsatz lernt und sich mit wenig Einsatz bewegt. Weiße Bescheid! Im Stadium völliger Verspannung stellt man sich die ein oder andere Frage: Ist das Jurastudium kontrollierte Selbstschädigung? Übernimmt die Krankenkasse die Folgekosten? Und – hat Horst Schlämmer etwa Rechtswissenschaften studiert?
Er wäre ja nicht der erste Jurist, den es zum Journalismus gezogen hat! Doch bevor ich mich für ein Volontariat beim Grevenbroicher Tageblatt bewerbe, muss ich zunächst die physischen Voraussetzungen dafür schaffen. Ich mache also einen Termin beim Orthopäden, in der Hoffnung darauf, einige wohltuende Massagen zu bekommen. Nach einem wimpernschlagkurzen Check meiner Wirbelsäule fragt mich der Arzt: „Machen Sie Sport?“ Ich schüttele den Kopf, so gut es meine Nackenstarre zulässt. „Machen Sie Sport!“ sagt er daraufhin und ich bin entlassen.
Hey – was ist mit den Massagen? Sport machen?! Dafür fehlen mir die Zeit, die Motivation und die Muskulatur. Die Massagen hätte ich ja noch irgendwie in meinen straff organisierten Alltag einbauen können, aber Sport? Das mentale Vorprogramm, dann das Warm-up, dann erst der Sport und zu guter Letzt Cool-down – da ist der Tag doch gelaufen! Wann soll man denn bitte so noch lernen und seinen Rücken verkrampfen? Aha…jetzt dämmert es mir. Das ist also der Trick dabei.
Und trotzdem würde ich am liebsten zu dem Doc sagen: Schätzeken, du hast deinen Beruf verfehlt. Welche Rechtsnatur hat der Arztvertrag noch mal und nach welchen Vorschriften kann man zurücktreten? Den Ratschlag „Sport“ kann ich gerne zurückgewähren. Es muss doch Alternativen geben.
Wie gut, dass meine beste Freundin demnächst heiratet. Nun wirst du dich sicher fragen, was ihre Hochzeit mit meinem Rücken zu tun hat? Sagen wir es mal so: Es war taktisch ziemlich unklug, die Maße für das Hochzeitskleid VOR Weihnachten festzulegen. Nun hat sie sich eine Waage und eine Pilates-DVD gekauft. Und diese DVD enthält Übungen, die sich nicht nur positiv auf das Gewicht, sondern auch positiv auf den Rücken und seine Muskulatur auswirken sollen. Und wirklich schweißtreibender Sport ist das wohl auch nicht, denke ich jedenfalls.
Geteiltes Leid ist halbes Leid und deshalb haben wir uns letzte Woche zum gemeinsamen Pilatestraining vorm heimischen Fernseher getroffen. Plötzlich habe ich nicht nur Rücken, sondern auch noch Schnappatmung! Nach 40 Minuten merke ich, dass ich zwar vollkommen fertig bin, aber auch vollkommen entspannt. Freunde, noch nie hat mir kein Sport so gut getan. Hör mal – darauf trinken wir natürlisch einen.
Deine Nina
Haha, oh Gott, das kenn ich. Bei mir hat Joggen Wunder bewirkt! Auch wenn es die Schnappatmung anfangs etwas verschlimmerte ;)