Manfred Zach mit „Gauner, Pinsel, Chicaneure“
Cathrin Schramm
Sicher ist schon so manchem das Lachen vergangen, wenn er sich mit Vorschriften, Gesetzen und Regelwerken herumschlagen musste oder in Amtsstuben auf Geduldsprobe gestellt wurde. Bei der Lektüre dieses Buches bleibt dagegen kein Auge trocken, zumindest sollte dem Leser aber ein herzliches Schmunzeln über die Stilblüten des Verwaltungswesen und Beamtentums entlockt werden. Mit viel Wortwitz und einem Augenzwinkern eröffnet das Buch Eine kleine Geschichte der Bürokratie von Manfred Zach einen kurzweiligen und außerordentlich amüsanten Blick auf die Entstehung und Entwicklung des Behördenapparats mit zahlreichen kuriosen Geboten und Rechtswerken.
Von den Anfängen der Bürokratie bei den Sumerern über das erste deutsche Grundgesetz von Friedrich II. bis zur ersten Erwähnung der Polizei liefert Zach einen Abriss über das Beamtentum im Verlauf der Geschichte.
Auch das Wesen und die Vorlieben der Verwaltungsangestellten nimmt er anhand historischer Dokumente unter die Lupe. Doch neben ihrer pedantischen Begeisterung für Orden, Würdigungen und Auszeichnungen aller Art zeigt das Buch auch, dass die Beamten selbst nicht von Regeln und Vorschriften z.B. in Dienstanordnungen verschont bleiben.
Auch die Amtssprache, die allgemein hin als Deutsch bezeichnet wird und als solche im Verwaltungsverfahrensgesetz festgeschrieben ist, bleibt nicht ohne Kommentar. Mit sehr anschaulichen Beispielen zeigt Zach auch hier, dass diese sogenannte deutsche Amtssprache außergewöhnlich und auch unglaublich sein kann. Doch nicht nur die Sprache allein, auch die Vorschriften und Regelungen lassen den Leser Staunen. Denn selbst die Größe von Taschentüchern wird nicht dem Zufall überlassen.
Themen wie Beamtenpensionen, Gebühren sowie Steuern und deren nebulöse Verwendungszwecke kommen ebenfalls zur Sprache. Oder wussten Sie, dass Sie Ananaskonserven aus Martinique mitfinanzieren?
Als Dichter und Denker kamen Beamte ebenfalls zu großem Ruhm, so z.B. Goethe, Grillpatzer, Ludwig Thoma oder E.T.A. Hoffmann. Aber auch in unbekannt gebliebenen Beamten scheint dichterisches Talent zu schlummern. Das zeigt Zach an zahlreichen und durchaus gelungenen Beispielen beamtlicher Lyrik. Ob diese aber nur der Zufall schrieb – das wissen die Verfasser allein.
Zum Abschluss kommen auch noch einmal prominente Stimmen zu Wort. Wenn Sie schon immer wissen wollten, wie zum Beispiel Otto von Bismarck, Kurt Tucholsky oder der Freiherr von Knigge über Bürokratie und Beamte dachten, bekommen Sie hier Antworten und werden sich wundern. Aber auch Texte, in deren Genuss Leser dieses Werkes gekommen sind, finden sich in dieser dritten Auflagen.
Sicher sollte der Leser keinen historisch vollständigen Bericht über die Entstehungsgeschichte der Bürokratie erwarten, sondern eher Momentaufnahmen aus verschiedenen Epochen.
Abschließend lässt sich sagen, dass selbst, wenn die ausgewählten Originaltexte und Zitate nicht schon von Haus aus humoristisches Potential hätten, der Wortwitz und Schreibstil des Autors das Lesen allemal wert ist.
Manfred Zach: „Gauner, Pinsel, Chicaneure“. Eine kleine Geschichte der Bürokratie.
2008 Klöpfer und Meyer, Tübingen
3. Auflage, 304 Seiten
ISBN 978-3-940086-26-6