Elizabeth Georges Meisterklasse
Michael Stern
Ohne Plan kein Roman. Auf diese einfache Formel bringt es die Krimimeisterin Elizabeth George. Sie weiß, wovon sie spricht, predigt nicht Wasser und trinkt selbst Wein. Ihre Arbeitsabläufe folgen einer klar durchdachten Struktur, die sicherstellt, dass am Ende ein spannender Krimi steht, dessen letzte Fassung das Lektorat ohne größere Änderungen besteht. Als Perfektionistin möchte George ihrem Verlag und später ihren Lesern die bestmögliche Geschichte anbieten, die zu leisten sie imstande ist.
Vor dem Hintergrund ihrer ehemaligen Lehrtätigkeit gelingt es ihr hervorragend, ihren Schreibprozess didaktisch aufzubereiten. Damit gibt sie ihrer schreibaffinen Leserschaft alle Werkzeuge an die Hand, um einen eigenen Schreibprozess zu entwickeln. Die Tür ihrer Schreibwerkstatt steht weit offen: Gespannt betritt der Leser die Räume der Figurenentwicklung, der Gestaltung des Settings, der zentralen Dialogarbeit, der Szenengestaltung, der Wahl der Erzählperspektive und -stimme, des Handlungsaufbaus und Lektorats. Die einzelnen Kapitel greifen klug ineinander; alle Ausführungen sind stets mit längeren Zitatpassagen aus Georges „Doch die Sünde ist scharlachrot“ versehen.
Die Entstehung dieses Krimis bildet die Grundlage der „Meisterklasse“. George erläutert von der ersten Idee bis zur Endversion alle Stadien ihrer Arbeit, ohne etwas zu beschönigen. Diesen hohen Grad an Anschaulichkeit und Ehrlichkeit erreicht kaum ein anderes Werk über das Schreiben. Die wichtigste Voraussetzung, um ein Schriftsteller zu werden, ist laut George Selbstdisziplin. Ohne Durchhaltevermögen wiegen Passion und Talent in ihren Augen nichts.
Könnte ein angehender Schriftsteller nur ein Buch über das Schreiben wählen, sollte es „Meisterklasse“ sein. Es trägt seinen Untertitel „Wie aus einer guten Idee ein perfekter Roman wird“ zurecht.
Elizabeth George
Meisterklasse: Wie aus einer guten Idee ein perfekter Roman wird
Goldmann Verlag
2022
ISBN-10: 344231562X
ISBN-13: 978-3442315628