Der Anders/Gehle-ZPO-Kommentar in 82. Auflage
Rüdiger Rath
Generationen von Rechtsreferendaren haben schon mit dem “Anders/Gehle” gelernt. Doch gemeint war damit immer das Standardwerk “Das Assessorexamen im Zivilrecht”, mittlerweile in 16. Auflage vorliegend. Erst seit knapp zwei Jahren gibt es auf dem Markt der juristischen Fachliteratur noch einen zweiten “Anders/Gehle”: ein mehr als 3.000 Seiten dicker ZPO-Kommentar, der nunmehr bereits in 82. Auflage erschienen ist. Wie das sein kann? Die altgedienten Spitzenzivilrechtler Monika Anders (geb. 1951) und Burkhard Gehle (geb. 1952) haben als neue Namensgeber den Traditions-Kommentar “Baumbach/Lauterbach” übernommen – “bedingt durch eine Neubewertung der Personen Baumbachs und Lauterbachs durch den Verlag C.H. Beck”, wie es offiziell heißt. Hintergrund ist, dass insbesondere Alt-Namensgeber Adolf Baumbach, nach dem auch noch mehrere weitere wichtige juristische Kommentierungen benannt waren, ebenso wie sein Kollege Otto Palandt als NS-belastet gilt und als Kommentar-Namensgeber somit letztlich nicht mehr tragbar war.
Doch hat sich außer dem Namenswechsel am bewährten Konzept dieser sehr ausführlichen und profunden Zivilprozessrechtskommentierung nur wenig geändert. Das Werk stellt auch schwierige Fragen gut verständlich dar und liefert gründliche Stellungnahmen zu allen aktuellen Streitfragen des Verfahrensalltags. Umso bemerkenswerter, dass ein solches Mammutwerk schon seit längerer Zeit jährlich als Neuauflage erscheint.
Die 82. Auflage berücksichtigt neben der Einarbeitung der aktuellen Rechtsprechung auch die zivilprozessrechtlich relevanten Reformgesetze wie z.B. das Gesetz zur Förderung des Einsatzes von Videotechnik und das Gesetz zur Stärkung des Justizstandortes Deutschland durch Einführung von Commercial Courts und der Gerichtssprache Englisch in der Zivilgerichtsbarkeit. Mit enthalten ist auch eine gesonderte Kurzkommentierung des neuen Verbraucherrechtedurchsetzungsgesetzes.
Ebenfalls berücksichtigt werden die wesentlichen ZPO-Probleme in der arbeitsrechtlichen Rechtsprechung, insbesondere im Bereich der Digitalisierung
Noch zwei amüsante Besonderheiten am Rande: Das Werk ist Teil der Reihe “Becksche Kurz-Kommentare“, und zwar als Band 1. (Anfangs war es wohl tatsächlich noch ein relativ kurzer Kommentar.) Und es ist zur Zweiten Juristischen Staatsprüfung im Saarland zugelassen, aber nirgendwo sonst.
Anders / Gehle
Zivilprozessordnung (Kommentar)
Verlag C.H. Beck, 82. Auflage 2024
3.251 Seiten; 183,00 Euro
ISBN 978-3-406 –80988-0