Aus dem Tagebuch einer Noch-immer-nicht-Referendarin
Liebes Tagebuch!
Nun ist schon wieder ein neues Jahr am Start und ich wünsche uns, dass es ein entspanntes und dennoch spannendes Jahr wird. Vor einem Jahr war ich noch am Zittern, weil ich kurz vor dem schriftlichen Examen stand. Jetzt zittere ich höchstens, weil draußen sibirische Temperaturen herrschen.
2010 ist wie im Flug vergangen und es hat mir Flügel verliehen und zwar Staatsexamensflügel. Als nächstes muss ich dann wohl fliegen lernen… oh nein, nicht schon wieder! Vom Lernen habe ich ja nun wirklich genug.
Wenn man aus einer intensiven Lernphase aussteigt, weiß man mit seiner freien Zeit erst mal gar nichts anzufangen. Diese Phase legt sich aber sehr schnell! So schnell, wie mein Studium beendet war. Rückblickend irre schnell. Ich kann manchmal immer noch nicht glauben, dass es nun vorbei ist. Keine durchfrorenen Stunden mehr im unbeheizten Hörsaal im Winter oder verschwitzte Stunden im unklimatisierten Hochsommerhörsaal. Nie wieder zerkochte Billigspaghetti mit Tomatenmatsche in der Mensa mit Schwimmhallenakustik. Kein Ellbogencheck mehr vor den Kopierern zu Hausarbeitszeiten. Oh man, wie ich die Uni vermissen werde!
Noch immer ist das Referendariat nicht in Sicht, aber das ist nicht so schlimm. Irgendwie halte ich mich über Wasser und auf Kurs und ein wenig Abstand zu den Paragrafen kann ich jedem Juristen wärmstens empfehlen. Zurzeit fülle ich meine freie Zeit mit ein paar Nebenjobs und mit Sport! Ja, du hast richtig gehört, liebes Tagebuch: Die Sofakartoffel (und diesen Titel verdanke ich auch meinem Studium) rollt sich vom Sofa runter, fühlt sich wie Kartoffelbrei und versucht, diesem Zustand zu entfliehen. Mein wichtigster guter Vorsatz im letzten Jahr war positives Denken in schwierigen Lagen. Wenn ich an die Prüfungen zurückdenke, dann gebe ich mir für die Umsetzung dieses Vorsatzes ein vollbefriedigend, ein gut….ach was sag ich: 18 Punkte! Im Jahr 2011 werde ich nun weniger meine Gehirnzellen als vielmehr meine Muskeln trainieren.
Zwei Mal die Woche gehe ich joggen, auch wenn ich so langsam laufe, dass ich sogar von den Nordic Walkern überholt werde. Und ich mache Yoga mit Barbara Becker, Ursula Karven und Ralf Bauer. Du siehst, ich bin in bester Gesellschaft, wenn ich mich mit herabschauenden Hunden herumschlagen muss. Nein – ich habe keine neuen Haustiere, die Yogaübungen haben nur ausgefallene Namen. Hiermit sende ich dir, liebes Tagebuch, einen entspannten Sonnengruß! Namaste.
Deine Nina