Nina sagt Servus

Aus dem Tagebuch einer Nichtmehrrechtbaldreferendarin

Liebes Tagebuch,

ich habe mich entschieden, erst einmal kein Referendariat zu machen. Damit bin ich also keine „Rechtbaldreferndarin“ mehr, sondern eine „Ehernichtreferendarin“. „Warum?“, wirst du dich nun sicherlich fragen. Weil nach dem ersten Examens von der Lust auf Jura nur noch der Frust auf Jura übrig geblieben ist. Weil ich momentan gutes Geld verdiene, ohne Klausurenstress und Druck im Nacken zu spüren, und ich merke, dass mir das ganz gut tut. Meine Eltern, die Nichtjuristen, wissen glaube ich nicht so ganz etwas mit dieser Entscheidung anzufangen. Aber als sie das Wort „Geldverdienenundaufeigenenfüßenstehen“ hörten, beglückwünschten sie mich dazu.

Anders meine Freunde, die Juristen (keine Sorge – ich habe nicht nur Juristenfreunde): „Dann bist du ja nur eine Halbjuristin, überleg dir das gut!“ Meine Antwort: Ich bin Juristin, und zwar ganz und gar und nicht halb. Und diejenigen, die nach dem 2. Staatsexamen völlig wahnsinnig geworden sind, das sind Volljuristen. Und: Ich habe es mir gut überlegt. Nach dem 1. Examen hatte ich das Gefühl, ich falle in ein Loch, das so tief und dunkel ist, dass man sich selbst nicht mehr sieht. Und dann ist mir plötzlich ein Licht aufgegangen – Ich muss auf das achten, was ICH will, und nicht auf das, was andere von mir erwarten.

Wenn ich nicht als Anwältin oder Richterin arbeiten will, sondern etwas anderes machen möchte (zum Beispiel Tagebuch schreiben), dann mache ich das einfach. „Mit Jura kann man sooooo viel anfangen!“, wird doch immer gesagt. Man muss halt nur irgendwann einmal damit anfangen damit, etwas anzufangen. Dafür muss man sich entscheiden und Entscheidungen sind oft nicht leicht zu verstehen – das habe ich ja im Studium gelernt! Wichtig ist allein, dass man sich treu bleibt und das Gefühl hat, dass sich das, wofür man sich entschieden hat, richtig anfühlt. Und wenn ich in ein oder zwei Jahren den Drang verspüre, doch noch Referendariat zu machen und es mir dann noch leisten kann, für wenig Geld zu arbeiten, kann ich immer noch ins Ref gehen. (Sollte ich es mir nicht mehr leisten können, da ich genug verdiene, wäre ich auch nicht traurig…)

Hiermit verabschiedet sich die Rechtbaldreferendarin von dir, liebes Tagebuch. Wir werden sehen, ob wir uns wiedersehen.

Deine Nina

Veröffentlicht von on Okt 17th, 2011 und gespeichert unter LIEBES TAGEBUCH, NINA. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Sie können eine Antwort durch das Ausfüllen des Kommentarformulars hinterlassen oder von Ihrer Seite einen Trackback senden

1 Antwort for “Nina sagt Servus”

  1. Johannes Kraut sagt:

    Wir werden dich vermissen, Nina!

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