Florian Wörtz
Die Ludwigsburger Rechtsanwältin Ingrid Hönlinger (44) steht vor einem großen Sprung in die Bundespolitik. Sie wird auf Platz 9 der baden-württembergischen Landesliste den Einzug in den Bundestag bei der kommenden Bundestagswahl am 27.09.2009 schaffen, wenn Bündnis 90/Die Grünen ihr Wahlergebnis aus der letzten Bundestagswahl leicht verbessern sollten. Justament sprach mit der engagierten Anwältin über ihre Ziele, Motive und mögliche Berufswandel im Leben eines Juristen.
Es heißt, dass man als Jurist im späteren Berufsleben so ziemlich alles anfangen kann. Die meisten Juristen strömen seit Jahren in die Anwaltschaft. Auch die Parlamente, die zahlenmäßig weitaus weniger Arbeitsplätze bieten, werden von Juristen seit jeher dominiert. Im aktuellen Bundestag sind Juristen ebenfalls die am häufigsten vertretene Berufsgruppe: 143 Mandatsträger haben einen juristischen background.
Unkonventionelle Biographie
Ingrid Hönlinger, Ludwigsburger Rechtsanwältin, möchte bei der nächsten Bundestagswahl den Sprung in das oberste demokratische Staatsorgan in Deutschland schaffen. Ihr Lebensweg liest sich aber anders als manch andere „geleckte“ Politikerbiographie und kam eher ungeplant und mit überraschenden Wendungen.
Hönlinger konnte sich schon immer für Menschenrechte und den direkten Umgang mit Menschen begeistern, dazu kam ein Faible fürs Ausland und Fremdsprachen. Der Entschluss, in Passau Jura zu studieren und studienbegleitend die fachspezifische Fremdsprachenausbildungen in Englisch und Französisch zu machen, lag da nahe. Nach dem 1. Examen in Freiburg und Referendariat am Landgericht Heilbronn begann sie in ihrer Heimatstadt Ludwigsburg als Anwältin zu arbeiten. „Mich haben die Vielseitigkeit und die Entfaltungsmöglichkeiten in diesem Beruf gereizt“, so Hönlinger. Ihre Schwerpunkte setzte sie früh im nationalen und internationalen Familien- und Erbrecht sowie im Ausländer- und Asylrecht. In Passau engagierte sie sich bereits für die Ortsgruppe von amnesty international. Dieses Engagement war der Auftakt für ein stetiges und intensives ehrenamtliches Engagement in verschiedenen Organisationen, so zum Beispiel als Mitbegründerin und langjähriges Vorstandsmitglied im „Förderverein Zentrale Stelle für die Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“ in Ludwigsburg. Schließlich führte sie der Einsatz für die Menschenrechte zu Bündnis 90/Die Grünen. „Obwohl ich mich politisch erst seit 2005 für Bündnis 90/Die Grünen aktiv engagiere, lag mir deren Agenda schon immer sehr nahe“, sagt Hönlinger. Ihr politischer Weg führte auch durch zufällige Umstände steil nach oben. Den Ludwigsburger Wahlkreis übernahm sie von Cem Özdemir und wurde gleich zur Kandidatin gekürt. Mit einer mitreißenden Rede gelang ihr 2008 der Coup, bei der Nominierung zur württembergischen Landesliste auf den aussichtsreichen Platz 9 gewählt zu werden – im Wege einer erfolgreichen Kandidatur gegen eine prominente Konkurrentin: die Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium, Uschi Eid.
Motivation zur politischen Gestaltung
Hönlinger möchte sich im Bundestag in den Bereichen der Menschen- und Bürgerrechte, Familien- und Gleichstellungspolitik sowie Migration engagieren. „Ich kann viel Praxiserfahrung einbringen und habe Einblick in viele Lebensbereiche gewonnen. Ich möchte meinen Beitrag zur Wahrung des freiheitlichen Rechtsstaates leisten“, sagt Hönlinger. Ihr bereitet insbesondere Sorgen, wie das Sicherheitsbedürfnis der Bürger als Vorwand dazu ausgenutzt werden kann, Grundrechte einzuschränken und erhebliche Datenmengen zu sammeln. Und Hönlinger sorgt sich auch: „Wer kontrolliert, dass sensible Daten nicht in die falschen Hände gelangen?“. Sie selbst möchte mit ihrem Engagement auch andere Bürger für Politik begeistern und ihren Teil dazu beitragen, dass die Bürger die konkreten Ergebnisse politischer Gestaltungsmacht mitbekommen.
Berufliche Optionen
Die juristische Ausbildung ist für Hönlinger ein solides Fundament, um später vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten zu haben. „Ich hatte ursprünglich nicht daran gedacht, einmal in die Politik einzusteigen. Aber letztlich ist es für mich auch keine überraschende Wendung, da ich mich immer schon für dieselben Ziele eingesetzt habe – sei es als Studentin, als ehrenamtliche Aktive bei amnesty international, als Anwältin oder in Zukunft als Abgeordnete.“
Internet: http://www.rahoenlinger.de