„Internationales Wirtschaftsrecht“ von Christian Tietje in 2. Auflage
Matthias Wiemers
Internationales Wirtschaftsrecht ist in aller Munde – auch wenn wohl nicht die gesamte Öffentlichkeit, die über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP diskutiert, die Zuordnung zu diesem Rechtsgebiet nachvollzieht.
Denn nach wie vor ist Internationales Wirtschaftsrecht auch für Juristen kein „Massenfach“. Aber, so folgt schon aus der Neuauflage dieses umfangreichen Hilfsmittels nach sechs Jahren, das Rechtsgebiet entwickelt sich. Eine besondere „Pflegestätte“ des Internationalen Wirtschaftsrechts ist die von de Herausgeber geleitete Forschungsstelle für Transnationales Wirtschaftsrecht an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Wo aber liegen die Unterschiede zwischen den Auflagen, was ist wirklich neu? TTIP ist noch nicht verabschiedet, worauf der Herausgeber auch in der Einleitung kurz eingeht. Aber seit der Erstauflage war der Lissabon-Vertrag eizuarbeiten und sich weitere Aktualisierungsbedürfnisse im WTO-Recht ergeben. Sodann ergaben sich wenige Veränderungen in der Autorenschaft und leichte Modifikationen in der Konzeption der Einzelbeiträge. Der Herausgeber bringt zunächst eine Einführung u. d. T. Begriff, Geschichte und Grundlagen des Internationalen Wirtschaftssystems und Wirtschaftsrechts (§ 1) und hat weiterhin je ein Kapitel zu „WTO und Recht des Warenhandels“ (§ 3) und „Außenhandelsrecht“ (§ 15) verfasst. Gar vier Kapitel steuert Friedl Weiss von der Universität Wien bei: „Internationaler Dienstleistungshandel“ (§ 4), „Internationales öffentliches Beschaffungswesen“ (§ 5), „Internationale Rohstoffmärkte“ (§ 6) und „Streitbeilegung in der Welthandelsorganisation“ (§ 17). Ein die besonderen Strukturen des Internationalen Wirtschaftsrechts analysierendes Kapitel liefert Karsten Nowrot: „Steuerungssubjekte und –mechanismen im internationalen Wirtschaftsrecht (einschließlich regionale Wirtschaftsintegration)“, wobei der Klammerzusatz schon darauf hindeutet, dass es hierbei weniger um einzelne Instrumente und Handlungsforen, sondern mehr darum geht, dass sich Völkerrechtssubjekte zusammenschließen und sich innerhalb dieser Zusammenschlüsse zu gemeinsamem Verhalten verpflichten.
Weitere Kapitel sind: „Internationales Transportrecht“ (§ 7, Karsten Otte), „Internationales Investitionsschutzrecht“ (§ 8, August Reinisch), „Internationales Währungs- und Finanzrecht“ (§ 9, Sabine Schlemmer-Schulte), „Internationales Kommunikationsrecht (Telekommunikations- und Postrecht)“ (§ 10, Jörn Lüdemann), „Internationales Wettbewerbsrecht“ (§ 11, Florian Wagner – von Papp), Internationaler Schutz des geistigen Eigentums“ (§ 12, Horst-Peter Götting u. Anne Lauber-Rönsberg), „Internationales Bank- und Finanzdienstleistungsrecht“ (§ 13, Rolf Sethe und Matthias Lehmann), „Das Recht internationaler Warentransaktionen“ (§ 14, Urs Gruber), „Streitbeilegung durch Schiedsgerichte im internationalen privaten Wirtschaftsrecht“ (§ 16, Paul Oberhammer) und „Die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten“ (§ 18, nochmals August Reinisch).
Gerade die letzten hier aufgeführten Themen kommen uns wiederum auch aus der TTIP-Diskussion bekannt vor, und diese waren auch bereits in der ersten Auflage behandelt. Nicht nur derjenige, der seine Fähigkeiten zur inhaltlich fundierten Diskussion in der Welthandelspolitik verbessern will, sondern vor allem derjenige, der seine berufliche Zukunft in einem spannenden Rechtsgebiet sucht, wird bei Tietje und seinen Autoren fündig. Dies könnte auch Anlass sein, mit Halle einen durchaus interessanten Studienort aufzusuchen.
Christian Tietje (Hrsg.)
Internationales Wirtschaftsrecht
2. Auflage, de Gruyter Verlag, Berlin 2015
963 S., 69,95 Euro
ISBN 978-3-11-0285