Ein Hoch auf die Walachei!

Recht cineastisch, Teil 28: „Tschick“ von Fatih Akin

Thomas Claer

tschickWelcher 14-Jährige würde sich schon so etwas trauen: einen alten Lada zu klauen und damit einfach abzuhauen, ohne genau zu wissen wohin, außer dass es von Berlin-Marzahn aus in die Walachei gehen soll, die in diesem Fall irgendwo südlich von Berlin liegt und zu einem unbestimmten Sehnsuchtsort wird. Maik Klingenberg jedenfalls, der Held in Wolfgang Herrndorfs Roman Tschick, hätte sich das normalerweise eher nicht getraut. Aber es gibt ja noch seinen neuen Mitschüler Andrej, den russischen Spätaussiedler, der wegen seines zungenbrecherischen Familiennamens nur Tschick genannt wird. Und als dieser zu Beginn der Sommerferien mit einem geklauten Lada bei Maik aufkreuzt, fahren die beiden einfach los, und es beginnt eine märchenhafte Odyssee, denn Landkarten sind laut Tschick „was für Muschis“.
Klar, dieser Stoff aus Herrndorfs mittlerweile sechs Jahre altem Bestseller schrie regelrecht nach seiner Verfilmung. Und Fatih Akin kam, sah – und hat geliefert. Vor allem in der Auswahl der Schauspieler beweist der zu Recht gefeierte deutsch-türkische Regisseur mal wieder ein exzellentes Händchen. Es genügt vollkommen, dass Tristan Göbel und Anand Batbileg sich selbst spielen, alles andere fügt sich hier gleichsam von allein. Auch dass einem die von Maik so verzweifelt angebetete Klassenschönheit Tatjana Cosic (Aniya Wendel) doch eigentlich recht banal vorkommt, passt ins Bild. So ist das in der Pubertät, wenn die erwachenden Hormone zu tanzen beginnen und den Verstand benebeln… Blendend rüber kommen auch die erfrischenden Dialoge zwischen den beiden jungen Abenteurern. Tschick hat die lustige Eigenheit, dass er stets ein immenses Halbwissen parat hat und mit seinen sehr bestimmt vorgebrachten Behauptungen immer wieder deutlich neben der jeweiligen Sache liegt. Unterwegs treffen die beiden auf die merkwürdigsten Typen und kommen in die aberwitzigsten Situationen. Und am Ende ist zwischen den beiden Protagonisten dann eine wunderbare Freundschaft entstanden, wie sie so wohl nur Teenager schließen können. Ein großer Kino-Spaß.

Tschick
Deutschland 2016
Regie: Fatih Akin
Drehbuch: Lars Hubrich, Hark Bohm, Fatih Akin
Darsteller: Tristan Göbel, Anand Batbileg, Mercedes Müller, Aniya Wendel u.v.a.

P.S.: Wer es den Helden dieses Filmes gleichtun, dabei aber juristisch sauber bleiben will, kann hier einen Lada (Baujahr 1981) mieten, um von Berlin aus die Walachei zu erkunden. Ab 30 Euro pro Stunde.

www.ladamieten.de

Veröffentlicht von on Okt 10th, 2016 und gespeichert unter DRUM HERUM, RECHT CINEASTISCH. Sie können die Kommentare zu diesem Beitrag via RSS verfolgen RSS 2.0. Gehen Sie bis zum Ende des Beitrges und hinterlassen Sie einen Kommentar. Pings sind zur Zeit nicht erlaubt.

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