Ein gelungenes Praktikum in der JVA Köln
Jaroslawa Gall
Auf der Suche nach einem Praktikumplatz im Rahmen meines Studiums habe ich verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, von denen ich glaubte, dass sie mir am ehesten gefallen würden. Schließlich entschied ich mich dazu, mich bei der JVA in Köln zu bewerben.
Das erste, was mir aufgefallen ist, war das entspannte Arbeitsklima und die wenig strengen Umgangsformen auch gegenüber den Praktikanten und Referendaren, die man nicht unbedingt bei einer Verwaltungstätigkeit erwarten würde, schon gar nicht in der JVA. Ich war auf einen rauen Ton und strenge Verhaltensregeln eingestellt.
Dem war jedoch nicht so. Ich wurde positiv überrascht. Dieser Umstand und das fröhliche Temperament der Kölner haben dazu beigetragen, dass ich die sechs Wochen sehr genossen habe und viele interessante Einblicke in den beruflichen Alltag erhalten konnte.
Meine Entscheidung für ein Verwaltungspraktikum bei der JVA Köln hing nicht unwesentlich von dem Wunsch ab, ein Gefängnis von innen zu sehen und somit ein „spannendes“ Praktikum zu erleben.
Die JVA Köln-Ossendorf ist in Betrieb seit 1968, wobei der Bau wesentlich früher begann. Die Anstalt besitzt 1.075 Haftplätze, die sich auf unterschiedliche Abteilungen erstrecken. In der Anstalt sind sowohl männliche wie auch weibliche Strafgefangene und Jugendliche untergebracht.
Das Bewerbungsverfahren verlief unkompliziert und zügig. Benötigt wurden die üblichen Unterlagen samt polizeilichem Führungszeugnis. Bereits nach einer Woche erhielt ich eine Zusage.
Der erste Praktikumstag verlief weites gehend unspektakulär. Ich wurde mit den Verhaltensregeln für Praktikanten bekannt gemacht und musste eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnen. Weiterhin wurde mir vorab ein Teil des Dienstgebäudes gezeigt und ein Stationsplan für die nächsten Wochen ausgehändigt.
Meine primären Aufgaben bestanden darin, die Bediensteten bei ihren Rundgängen zu begleiten und ihnen bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Die Bediensteten sind aufgeschlossen und geben bereitwillig Informationen und Antworten auf die gestellten Fragen. Unter anderem durfte ich bei einer Zellenkontrolle dabei sein und einen Gefangenentransport von Köln nach Aachen begleiten, sowie den Kontrollraum und die Arbeitsstätten von den Inhaftierten besichtigen. Die Möglichkeiten für Strafgefangene, sich in der JVA zu beschäftigen und sich von dem erarbeiteten Geld etwas zu kaufen, sind gering und daher sind Beschäftigungen in der Wäscherei oder in der Küche sehr begehrt. Jedoch müssen die Insassen sich bewähren, um an einen der begehrten Arbeitsplätze zu kommen, denn viele nutzen dies aus, um an gefährliche Werkzeuge zu gelangen, wie Küchenmesser u.Ä. Ebenfalls hatte ich einen Einblick in die „Sammlung“ von sichergestellten selbstgebastelten gefährlichen Werkzeugen und umgebauten Gegenständen, zum Einschmuggeln von in der JVA begehrten Sachen wie z.B. Handys, Geld, Drogen etc. Mir wurde auch die Möglichkeit eingeräumt, einen Blick in die Akten der Strafgefangenen zu werfen und mir einen Überblick über die Lebensgeschichte der Inhaftierten zu verschaffen.
Mein Stationsplan sah ebenfalls ein Gespräch mit dem dortigen Psychologen vor. Diesem Tag habe ich besonders entgegengefiebert, da ich sehr viele Fragen an ihn hatte. Jedoch wurde ich ziemlich enttäuscht. Er war sehr reserviert und versuchte meinen Fragen auszuweichen. Die Gründe dafür sind mir bis heute unbekannt geblieben. Er war bemüht, das Gespräch auf andere Themen zu lenken, obwohl der Sinn dieses Besuches darin lag, dass er mir etwas über sein Berufsbild erzählen sollte. Zudem gab es während meiner Praktikumzeit auch weniger erfreuliche Erlebnisse, wie z.B. zwei Suizide von Gefangenen, die zum Nachdenken animieren. Bis auf diese negativen Erlebnisse war das Praktikum eine gut genutzte Zeit und eine interessante und lehrreiche Erfahrung für mich, die ich nicht missen möchte.