Kopp/Schenke in 24. Auflage und Gärditz in 2. Auflage
Rüdiger Rath
Zwei jüngst erschienene VwGO-Kommentare sind anzuzeigen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der einen Seite der schon seit Jahrzehnten etablierte, vergleichsweise kleine und kompakte Kopp/Schenke, der mittlerweile aber auch schon beträchtlich an Seitenzahl und Gewicht zugelegt hat. Er gehört zur Grundausstattung aller Rechtsreferendare und bietet Praktikern zunächst einmal den berühmten „ersten Zugriff“ und nicht selten auch mehr. Auf der anderen Seite ist der in beinahe doppelt so großem Format daherkommende Gärditz noch recht frisch auf dem Markt und bemüht sich um Ausführlichkeit und Vertiefung, vor allem was die Verzahnung der VwGO mit dem Fach- und Sonderverwaltungsprozessrecht betrifft. Er fängt gewissermaßen dort erst richtig an, wo der Kopp/Schenke aufhört. Dies macht sich natürlich auch preislich bemerkbar. Für den Gärditz muss man mehr als das Doppelte des Kopp/Schenke-Preises hinblättern – und hat dann noch nicht einmal mehr Seiten, dafür allerdings weitaus größere. Gemeinsam ist beiden Werken, dass sie besonderes Augenmerk auf die Entwicklungen des Europäischen Gemeinschaftsrechts legen. Während aber der Kopp/Schenke inzwischen jährlich erscheint, hat es beim Gärditz seit der Vorauflage (der ersten Auflage von Ende 2012) mehr als ein halbes Jahrzehnt bis zum Erscheinen der aktuellen 2. Auflage gedauert.
Was ist also neu an den jeweiligen Neuauflagen? Beim Kopp/Schenke sind es vor allem die Gesetzesänderungen der letzten 12 Monate, die erstmals Berücksichtigung fanden: das Gesetz zur Anpassung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben v. 29.5.2017, Hochwasserschutzgesetz II v. 30.6.2017, das Gesetz zur Einführung der elektronischen Akte in der Justiz und zur weiteren Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs v. 5.7.2017, das eIDAS-Durchführungsgesetz v. 18.7.2017 und das Gesetz über die Erweiterung der Medienöffentlichkeit in Gerichtsverfahren v. 8.10.2017.
Beim Gärditz gibt es hingegen naturgemäß so viele Änderungen aus den letzten fünf Jahren, dass wir gar nicht alle aufzählen können. Besonders hervorzuheben ist jedoch, dass die Parallelvorschriften zur VwGO in der Finanzgerichtsordnung (FGO) und im Sozialgerichtsgesetz (SGG) jeweils mitkommentiert werden. Gleiches gilt für zahlreiche verwaltungsprozessrechtliche Vorschriften, die außerhalb der VwGO von erheblicher Bedeutung für die Praxis sind. Es erfolgt sogar eine Gesamtkommentierung des Umweltrechtsbehelfsgesetzes (UmwRG). Eigenständige Kapitel gibt es zum Sonderverwaltungsprozessrecht im Asylverfahren, in Disziplinarsachen und im Öffentlichen Wettbewerbsrecht.
Fazit: Wer es kurz und knackig mag, ist mit dem Kopp/Schenke gut bedient. Wer mehr will und braucht, kann getrost beim Gärditz zugreifen.
Kopp / Schenke
Verwaltungsgerichtsordnung (Kommentar)
Verlag C.H. Beck, 24. Auflage 2018
2075 Seiten, 65 EUR
ISBN: 978-3-406-72535-7
Prof. Dr. Klaus Ferdinand Gärditz
Verwaltungsgerichtsordnung mit Nebengesetzen
Carl Heymanns Verlag; 2. Auflage 2018; 1860 Seiten; 139 EUR
ISBN: 978-3-452-28267-5